Die moderne Volkswirtschaftslehre folgt einer wissenschaftlichen Methode, die in der Naturwissenschaft erfolgreich angewendet wird, und die weitgehend den Vorgaben des Kritischen Rationalismus (oder auch: Falsifikationismus) folgt, wie er insbesondere von Karl R. Popper formuliert wurde. Die naturwissenschaftliche Methode lässt sich jedoch in der Volkswirtschaftslehre nicht sinnvoll anwenden. In den Naturwissenschaften lassen sich Experimente wiederholt und unter kontrollierten Bedingungen durchführen. Man verändert einen Erklärungsfaktor bei Konstanz aller anderen und erkundet, welcher Effekt auf das Untersuchungsergebnis resultiert. Das Untersuchungsobjekt der Wirtschaftswissenschaft sind jedoch handelnde Menschen, die sich durch Lernfähigkeit auszeichnen. Hier lassen sich keine gleichartigen Beobachtungssätze wie in Laborversuchen gewinnen, und folglich lässt sich auch die Richtigkeit oder Falschheit von ökonomischen Theorien nicht auf empirischem Wege ergründen.
Der Kritische Rationalismus leidet zudem an einer Reihe von inneren Widersprüchen. Zum Beispiel kann er seine zentralen Aussagen «Wissen kann nur aus der Erfahrung stammen, und die Erfahrung ist Überprüfungsinstanz für hypothetisches Wissen» aus sich heraus gar nicht überzeugend darlegen. Vielmehr behauptet der Kritische Rationalismus etwas, was er verneint (nämlich, dass es ein-für-alle-Mal gültiges Wissen gibt).
Die Volkswirtschaftslehre ist keine Erfahrungswissenschaft, sie lässt sich widerspruchsfrei nur als logische, als apriorische Handlungswissenschaft konzeptualisieren — wie es beispielsweise der Ökonom Ludwig von Mises in seinen Arbeiten aufgezeigt hat. Danach kann die Wahrheit oder Falschheit ökonomischer Theorien durch strenges, widerspruchsfreies (handlungs-)logisches Denken gewonnen werden, nicht aber durch empirisches Testen.
Download LI-Paper
(19 Seiten, PDF)