Trotz vieler gescheiterter Experimente sind sozialistische Ideen heute so populär wie eh und je. Und trotz seiner enormen Erfolge werden dem Kapitalismus nur wenige Sympathien entgegengebracht. Woran liegt das? Ein Grund dafür ist, dass es westliche linke Intellektuelle, die während der jeweiligen Blütezeit in sozialistische Länder pilgern und dort das Paradies zu erkennen glauben, im Nachhinein — wenn das Scheitern definitiv ist — stets behaupten, es habe sich nicht um einen «wirklichen Sozialismus» gehandelt.
Sie kamen mit diesen Ausflüchten bisher stets ungestraft davon. Dies ist auch auf die Tatsache zurückzuführen, dass viele Menschen eine intuitive Präferenz für den Sozialismus haben, weil sich dieser einfach richtig «anfühlt». Jonathan Haidt hat in seiner Forschung aufgezeigt, dass es sich bei einem Grossteil unserer politischen und moralischen Argumentationsweise um post-hoc Rationalisierungsversuche handelt. Es geht nicht primär darum, durch Prüfen der Evidenz zu einer Schlussfolgerung zu gelangen, sondern darum, eine intuitive Schlussfolgerung im Nachhinein zu rechtfertigen.
Dieser Effekt manifestiert sich in vielen Formen, beispielsweise im «confirmation bias» — der gut dokumentierten Tendenz, jene Evidenz aufzubauschen, die das unterstützt, was wir bereits glauben. Sämtliche Evidenz, die das Gegenteil belegt, wird ignoriert oder zurückgewiesen. Beim «motivated reasoning» geht es darum, jene Beweise zu zerpflücken, die nicht ins intuitive Weltbild passen. Von Bryan Caplan lernen wir, dass es für Intellektuelle rational ist, irrationale sozialistische Überzeugungen zu vertreten. Denn sie haben keine persönlichen Konsequenzen für ihre Irrtümer zu tragen. Vielmehr hängen ihre Identität und ihre Karriere vom Festhalten am Sozialismus ab.
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